
Nachdem sie den New York-Hardcore entscheidend mitgeprägt hatten, setzten Agnostic Front Mitte der Achtziger ungeachtet der um sie herum stattfindenden puristischen Straight Edge-Explosion auf Metalcore und packten eine enorme Speed Metal-Schlagseite in ihre Kompositionen.
„Cause For Alarm“ gilt zusammen mit einigen Frühwerken der Crumbsuckers, D.R.I., Raw Power und C.O.C. als Prototyp dieser Form des Crossover. Die Songs sind eine energiegeladene Mischung aus simplem Hochgeschwindigkeits-Metal und Hardcore. Die Schwelle zur Stumpfheit wird hierbei gern überschritten, was die gute Produktion aber weitgehend auffängt und beim frühen Speedcore eh zum guten Ton gehörte.
Leider waren AGNOSTIC FRONT aber nicht nur musikalisch Teil einer neuen Welle. Auch die Texte waren für den Hardcore-Bereich überraschend konservativ. Besonders Co-Lyriker Pete Steele (der damals mit Carnivore nicht gerade zu den liberalsten Muckern gehörte) verpasste „Cause For Alarm“ einige seltsame Aussagen. Darüber sah die zweite Hardcore-Generation aber gern hinweg, und auch AGNOSTIC FRONT bezeichneten die textliche Seite von „Cause For Alarm“ im Nachhinein als streckenweise nicht sonderlich geglückt.
JAN JAEDIKE
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UNHOLY TODAY
Bildungslücke, nächster Teil. Über traditionellen Hardcore weiß ich ja ungefähr genauso viel wie über monopodial wachsende Orchideen. Dass in diesem Album hier viel (Speed) Metal drin ist, rettet mich zumindest ein bisschen darüber hinweg, dass ich das hier nie und nimmer erkannt hätte. (Weil es, so rede ich mir ein, für Unbedarfte eben nicht total Hardcore klingt).
Hätte man mir gesagt, das sei eine 80er US Metal-Band, ich hätt's verdammt nochmal geglaubt. Das kann natürlich auch in erster Linie an dem einfach so typischen Sound liegen, der mir hier wieder ausgesprochen gut gefällt.
Überaus nett, die Scheibe - coole Riffs, Drive, und vor allem: der Sänger ist gut. Brüllwürfel (das mag Ignoranz sein) liegen mir ja eher nicht so, aber Roger Miret hat so ein passendes Timbre, das die Vocals davon ganz weit weg sind. Die Songs sind natürlich kurz und knackig, schnell und simpel. Primitiv eigentlich nicht - oder wenn, dann ist es einfach zu gut gemacht, um aufzufallen.
Auf die Texte hätte ich gar nicht gehört, wenn ich nicht schon im Vorfeld über den zweifelhaften Ruf gehört hätte. Klar, die sind furchtbar, und eine rassistische Entgleisung wie 'public assistance' kann man nicht entschuldigen. Das ist Scheiße und peinlich. Dass da der Steele seine Finger im Spiel hatte ist nicht überraschend, war er doch damals mit Carnivore in ähnlich provokativen Gefilden unterwegs. Ich setze hier "provokativen" nicht unter Anführungszeichen, weil ich ehrlich glaube, dass es provokativ gemeint ist. Steele ist einfach nur ein Spinner. Die konservativen, "republikanischen" Textteile können natürlich als solche wahrgenommen werden. Das es die auf der Platte gibt ist natürlich schade, aber ich zumindest habe sie nicht als Statement für politische Gesinnung, Geisteshaltung oder Ähnliches empfunden, sonder als stinknormales "Wir haben alles satt und der Staat ist schuld"-Gejammere, nur halt eben teilweise von der 'anderen Seite'.
Wie dem auch sei, beim nächsten Hören hab ich die Texte schon wieder nicht mehr bemerkt - es gibt nur Riffs, Geschwindigkeit und den herrlichen 80ies-Sound.
SAPNISH
3.5/5.0
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